Lessons Learned (bisher) – Gedanken nach einem Jahr Reisen und Leben an Bord

Unsere bisherigen „Lessons learned“ (und es werden täglich mehr)

Jetzt leben wir seit mehr als einem Jahr permanent an Bord und reisen mit unserer MAYA. Wir haben den Atlantik überquert und die Karibik durchsegelt. Nun sind wir, nach dem Transit des Panamakanals, im Pazifik unterwegs. Im Moment genießen wir noch die Inselwelt rund um Panama (derzeit sind wir auf Las Perlas). Aber bald wollen wir nach Ecuador fahren, um die Pazifiküberquerung zu den Marquesas vorzubereiten. Ich denke, dies ist ein guter Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, was gut funktioniert und was nicht. Im folgenden Artikel sind ein paar meiner vorläufigen Schlussfolgerungen.

Es ist immer eine gewisse Anstrengung, ein hochseetüchtiges Boot zu unterhalten. Beim Refit der Maya und auch während unserer Reise mussten wir einiges reparieren, erneuern und instand halten. Wir lernen jeden Tag neue Dinge über das Boot und erweitern unser Wissen über die Qualität und Nützlichkeit der Ausrüstung. Deshalb dachten wir, es wäre eine gute Idee, unsere „Lessons Learned“ zu teilen. Natürlich ist dies sehr subjektiv und die Erfahrung mit der einen oder anderen Sache kann von Boot zu Boot (und von Besitzer zu Besitzer) unterschiedlich sein, aber dies ist unsere derzeitige Sichtweise. Dieser „Lessons Learned“ Artikel konzentriert sich hauptsächlich auf die Ausrüstung und technische Fragen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch in anderen Bereichen etwas gelernt haben 😉

Eine kleine Reflexion über „Do’s and Don’ts“ für die Bootsausrüstung und -wartung.

Also, hier ein paar Gedanken zu dem, was wir für eine gute Idee halten und auch, was wir beim nächsten Mal anders machen würden:

AIS

Aktives AIS ist eines der „must-haves“ für ein hochseetüchtiges Boot. Insbesondere in Gebieten mit intensiver Handelsschifffahrt ist es sehr hilfreich. Wir haben die Installation der Antenne vom Geräteträger am Heck zur Montage an der Mastspitze umgestellt, um die Reichweite zu erhöhen. Einige Leute sagen, dass ein Splitter (VHF-Funk/AIS) keine gute Idee ist – bei uns funktioniert es wunderbar.

Boot

Wir lieben unsere Maya (Najad 34) und wir sind sehr überzeugt, dass sie ein sehr solides und hochseetaugliches Boot ist. Wir haben einige Energie darauf verwendet, das Boot zu unserem Zuhause zu machen und wir fühlen uns tatsächlich sehr wohl damit. Trotzdem träumen wir manchmal von unserem nächsten Boot. Vielleicht könnte es ein bisschen größer sein?

Chart Plotter

Wir haben einen B&G Kartenplotter, zusätzlich benutzen wir die NavionicsApp auf einem Tablett und haben OpenCPN auf dem Laptop. Einerseits ist es toll, all dies zu haben, denn jedes System hat im täglichen Gebrauch Vor- und Nachteile. Z.B. für die Navigation zu einem neuen Yachthafen benutzen wir mit Vorliebe das Tablett, weil es am handlichsten ist und die Zooms sehr gut funktionieren, um auch eher schmale Einfahrten und enge Stellen klar zu identifizieren. Außerdem ist es bequemer (und kostengünstiger), die neuesten Kartenupdates zur Verfügung zu haben.
Auch der fest installierte Seekartenplotter hat Vorteile (z.B. umfassende Kommunikation mit anderen NMEA-Geräten). Allerdings bin ich angesichts des vergleichsweise hohen Preises des Gerätes und des begrenzten Produktlebenszyklus nicht sicher, ob ich es noch einmal kaufen würde. Außerdem war es das einzige Gerät, das während unserer Atlantiküberquerung nicht funktionierte (siehe Artikel). Am Ende ist es wahrscheinlich sinnvoller und billiger 2 Tabletts (für Redundanz) statt eines Seekartenplotters zu kaufen und eine Software zu verwenden, die regelmäßige Updates liefert (nicht nur bis die nächste Generation proprietärer Hardware im Handel ist).
Wir haben auch einige Papierkarten zur Navigation, aber um ehrlich zu sein, benutzen wir sie kaum und behalten sie nur als Backup (für den Fall der Fälle).

Dingi

Wir sind mit einem sehr einfachen Dingi gestartet und waren damit in Europa und auch auf den ersten Ankerplätzen in der Karibik einigermaßen zufrieden. Allerdings war uns klar, dass es mit dem Material (PVC) mittelfristig Probleme geben könnte.

Old-and-new-dinghy

Zudem mussten wir in Ankerbuchten wie Spanish Water auf Curacao, wo es etwas weiter zum Dingidock ist, feststellen, dass es gegen Wellen kaum möglich ist trocken anzukommen (was dann auf Dauer doch etwas nervig ist). Daher haben wir uns für ein Upgrade entschieden. Am besten wäre natürlich ein Dingi mit einem festen Rumpf. Dies können wir allerdings auf unserem Boot nicht verstauen. Daher haben wir uns für ein Dingi mit einem zusammensteckbaren Aluboden und aufblasbaren V-Rumpf entschieden. Aus meiner Sicht die 2. beste Lösung und für uns eine deutliche Verbesserung. Wir haben es direkt in China bestellt und es war deutlich günstiger als die Angbote vor Ort. Wir sind sehr zufrieden mit unserem neuen Dingi.

Kocher

Wir hören oft die Frage: Gas oder Petroleum? Unsere Antwort: Spiritus (Alkohol). Als Zwischenlösung haben wir einen kleinen Spirituskocher gekauft, aber uns gefiel die Leistung und die einfache Handhabung des Kochers (Dometic Origo 3000) sehr gut. Also haben wir ihn dauerhaft behalten. Wir verwenden ihn für alle anfallenden Speisen, sogar zum Brotbacken. Ich war ziemlich traurig, als ich hörte, dass die Produktion dieses Kochers eingestellt wird. Vielleicht gibt es ja einen Produzenten, der in diese Nische einsteigen möchte? Ich würde mich freuen, ein Beta-Tester zu sein ?.

Hängematten

Wenn wir in einer Marina sind oder vor Anker liegen, benutzen wir 2 einfache Hängematten. Sie sind leicht zu installieren. Normalerweise hängen wir sie am Baum und dem Geräteträger auf. Bei anderen Booten haben wir auch vom Mast bis zum Vorstag gesehen. (Bei uns ist hier das Babystag im Weg). Sie sind wirklich großartig, um Zeit draußen zu verbringen, zu entspannen oder ein Buch zu lesen. Es ist wie eine „Extra-Kabine“ auf dem Boot.

Kurzwelle oder Satellitentelefon

Wir haben ein ICOM Kurzwellengerät mit Pactor-Modem. Es war ein ziemlicher Aufwand, das Gerät zu installieren und auch ziemlich teuer (selbst unser gebrauchtes Gerät war nicht billig). Ich denke, es ist im täglichen Betrieb unpraktisch und wir benutzen es nur selten. Es funktioniert auch nicht gut. Ich würde dies nur Leuten mit umfangreicher Amateurfunk-Erfahrung empfehlen. Alle anderen sind mit einem Satellitentelefon (wie dem Iridium Go) wahrscheinlich besser dran.

Segel

Ich denke, dass für das Fahrtensegeln auf der Barfußroute eigentlich keine speziellen Segel notwendig sind. Im Gegenteil, ich bin davon überzeugt das High-Tech-Segel eher den Verschleiß erhöhen und wenig Mehrwert bieten. Wir haben uns lediglich eine Sturmfock und eine 2. Genua (nach dem Muster der bereits Vorhandenen) neu anfertigen lassen, um auf Vorwindkursen mit 2 ausgebaumten Genuas segeln zu können. Beide Genuas werden bei uns an einer Furlex gefahren. Dies konnten wir bei der Atlantiküberquerung und in der Karibik von Grenada nach Bonaire nutzen. Allerdings wären wir auch mit nur einer Genua (und evtl. einer Fock) gut zurecht gekommen (und hätten nicht nur Geld gespart, sondern auch etwas mehr Platz an Bord).



Unsere Segel:
2x Großsegel (1 davon als Reserve)
2x Genua (für raume Kurse, aber auch als Reserve)
1x Fock (praktisch nie benutzt)
1x Sturmfock (noch nie benutzt und das bleibt hoffentlich auch so).
2x Spinnaker / Gennaker (vom Vorbesitzer übernommen. Nicht unbedingt nötig, aber bei leichten Wind doch manchmal sehr nett).
Wir haben uns gegen ein Trisegel entschieden und dafür eine dritte Reffreihe ins Großsegel machen lassen. Ich denke, dass man grundsätzlich „gutmütiges“ Tuch (z.B. Dacron) bevorzugen sollte. Wir haben viele Segel vom Vorbesitzer übernommen und sind daher aus unserer Sicht „überkomplett“ ausgestattet. Ein 2. Großsegel, die zusätzliche Fock oder die Spinnaker sind aus meiner Sicht nicht unbedingt notwendig.

Solar

Eine der besten Ideen, um auf einem Boot Energie zu gewinnen. Unser Solar funktioniert wie ein Charme. Wir hatten nie Probleme damit. Wir haben sogar die Anzahl der Solarzellenplatten erhöht. Jetzt haben wir statt 200Wp eine Anlage mit 440 Wp (2x 100Wp fest + 2x 120Wp flexibel). Das ist normalerweise mehr als genug, um nicht nur die Navigationselektronik und den Kühlschrank, sondern auch unsere Unterhaltungselektronik (Laptop, Radio, Smartphones…) und unseren Wassermacher mit Energie zu versorgen.

Teaköl

Meine Meinung: Teaköl ist eine Zeit- und Geldverschwendung.

Teakholz-Reiniger

Es gibt tatsächlich einige recht gute Produkte. Nach nur einer Behandlung sah unser Teakholz wie neu aus. Das war eine positive Überraschung für uns, auch wenn die Wirkung nicht sehr lange anhält. Bitte schreib mir, wenn du wissen möchtest, welches Produkt uns am besten gefallen hat.
Allerdings benutzen wir es inzwischen nicht mehr, denn der Effekt hällt nicht lang an und uns gefällt der natürliche Zusand des Teaks recht gut.

Wassermacher

Auch hier hatten wir einige Probleme mit der Installation des Gerätes. Wir bekamen eine unvollständige Lieferung vom Händler (ein kleines Geschäft in Großbritannien). Nur mit etwas hin und her mit dem Hersteller (und ein paar zusätzlichen Teilen) konnten wir das Gerät zum Laufen bringen. Manchmal ist es eine gute Idee, sich direkt mit dem Werk in Verbindung zu setzen. Nun, funktioniert er recht gut.
Wir denken, dass ein Wassermacher für das Blauwassersegeln nicht unbedingt notwendig ist. Wir kennen viele Segler ohne, aber es verbessert die Lebensqualität deutlich. Er gibt nicht nur mehr Freiheit an abgelegenen Ankerplätzen, sondern auch in Marinas mit fragwürdiger Wasserqualität (man muss nicht in sehr exotische Orte gehen, um solche Marinas zu finden). Außerdem reduziert es den Plastikmüll.

Windgenerator

Das ist etwas, das ich vermutlich nicht noch einmal installieren würde. Er produziert nur dann eine nennenswerte Menge an Energie, wenn wir mehr als 5 Bft. Wind haben. Normalerweise ziehen wir es vor, uns in windgeschützten Gebieten aufzuhalten, wie geschützte Ankerbuchten mit Windschatten. An diesen Orten ist der Energieertrag sehr begrenzt. Selbst während unserer Atlantiküberquerung mit stabilem 5 Bft. Passatwind (echter Wind) war der Energiebeitrag eher mäßig, weil wir auf einem Raumwindkurs unterwegs waren (dies ist auf der Barfußroute häufig der Fall).
Außerdem sind die Anlagen (auch die leisen) unserer Meinung nach noch immer ziemlich laut. Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob ich wieder einen Windgenerator installieren würde. Ich würde wahrscheinlich zusätzlichen Solarstrom bevorzugen.
Wenn man jedoch in einem Gebiet mit stabilem (und eher starkem) Wind und begrenzter Sonne bleiben möchte, ist es vielleicht eine gute Sache, einen Windgenerator zu haben. Auf den ABC-Inseln zum Beispiel hat man stabile Winde und wir könnten fast unseren gesamten Energiebedarf allein mit unserem Superwind 350 decken.

Windfahne (mechanische Selbststeueranlage)

Wir haben mit 2 verschiedenen Typen von Windfahnen experimentiert (eine mit und eine ohne Notruder).
Die Einheit mit Notruder war schwierig zu montieren, insbesondere war unser Geräteträger im Weg – deshalb beschlossen wir, sie wieder loszuwerden. Tatsächlich fühlten wir uns vom Hersteller des Gerätes schlecht beraten. Er kannte die Form des Bootes und die Maße unseres Geräteträgers, aber es fühlte sich so an, als ob er sich in der Vorverkaufsphase nicht wirklich darum gekümmert hätte, sondern uns nur immer wieder „versichert“ hat, dass es funktionieren wird. Es war unser Fehler, es auf dieses „Versprechen“ hin zu kaufen (ohne die Details zu verstehen). Am Ende hat es bei uns nicht funktioniert und war eine der teureren „Lessons Learned“.
Wir haben auch eine Windfahne mit Servopendel montiert. Es war auch ein bisschen knifflig, mit dieser Windfahne die richtige Konfiguration zu bekommen. Dank der Hilfe von zwei anderen Seglern haben wir es letztendlich doch zum Laufen gebracht. Jetzt funktioniert es hervorragend und es steuert auf den meisten Kursen wirklich gut, aber ich möchte mich nicht auf lange Passagen mit wechselnden Wetterbedingungen alleine darauf verlassen verlassen müssen. Zur Sicherheit haben wir uns noch für einen zusätzlichen elektronischen Autopiloten entschieden (für volle Redundanz).

Generell sind wir mehr denn je davon überzeugt, dass man so viel wie möglich selbst machen sollte. Was du selbst machen kannst – tu es! Wenn du nicht kannst – lerne es! Wenn du es wirklich nicht lernen kannst (oder man spezielle Ausrüstung benötigt) – beaufsichtige den Anbieter genau!

Bitte kontaktiere mich einfach, wenn du irgendwelche Fragen hast oder nutze den nachstehenden Kommentarbereich.

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