Ab November ist im Südpazifik Zyklonsaison, d.h man muss mit tropischen Wirbelstürmen rechnen. Da ist es natürlich nicht gut, wenn man mit dem Boot in einer der betroffenen Regionen unterwegs ist. Die „hinteren“ Inseln im Tuamutu-Archipel wie Amanu und Hao werden zwar nur alle paar Jahrzehnte von Wirbelsturmen heimgesucht (zum Vergleich: die Tahiti Gegend im Schnitt etwa alle 3 Jahren und Fidschi oft mehrmals pro Jahr), auch Meteo France geht in diesem Jahr von einem „low cyclonic risk“ aus. Trotzdem wollen wir kein Risiko eingehen und zu den Marquesas segeln. Die Marquesas gelten als sicher vor Zyklonen.
Die Überfahrt von den Tuamotus Inseln, in unserem Fall Amanu, zu den Marquesas ist allerdings eine kleine Herausforderung, weil es gegen die vorherrschende Wind- und Wellenrichtung geht. Es sind allerdings nur etwa 500 Seemeilen. Das bedeutet, dass man ein Wetterfenster von min. 5 Tagen benötigt in dem eine „unübliche“ Windrichtung vorherrscht, damit man eine bequeme Überfahrt hat. Wir haben fast einen Monat das Wetter beobachtet bis wir ein passendes Wetterfenster ausgemacht haben. Andere (größere und schnellere) Boote haben es da vielleicht manchmal ein bisschen leichter, weil für sie ein Fenster von 3 bis 4 Tagen ausreichend sein kann. Es ist auch das erste Mal auf unserer Reise, dass wir eine Zeitzone „zurück“ segeln. Der Zeitunterschied von den Marquesas zu den Tuamotus ist eine halbe Stunde.
Am Donnerstag den 29.10. haben wir etwa um 9.00 Uhr den Ankerplatz auf Amanu verlassen. Kurze Zeit später sind wir durch den Pass und haben das Atoll hinter uns gelassen. Diesmal ausnahmsweise Mal mit dem Strom und ohne starke Strömung so dass das Auslaufen sehr entspannt vonstattenging.
Wir haben für die Überfahrt mit ca. 5 Tagen kalkuliert, das ist ein realistischer Wert, wenn wir etwa unsere bisherige durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von rund 5 Knoten bzw. gut 100 Seemeilen am Tag erreichen können. Wenn wir schneller sind freuen wir uns, allerdings hatten wir auch schon Tage, wo wir deutlich weniger Seemeilen geschafft haben, auch damit muss man rechnen. Der erste Tag der Überfahrt war eher beschauliches Segeln mit relativ wenig Wind, aber schon am nächsten Tag sollte sich das ändern und Maya ist mit Expressgeschwindigkeit los gedüst.


Unterwegs haben wir nicht viel ungewöhnliches gesehen. Trotzdem ist es immer wieder schön auf See zu sein. Wir sind in einiger Entfernung an der Insel Fakahina vorbei (wir konnten das Mobilnetz sehen, aber zum Abrufen von Nachrichten hat es nicht gereicht) und wir haben 2 asiatische Fischerboote getroffen, die ja gefühlt überall im Pazifik zu finden sind.
Davon abgesehen war die Überfahrt eher ereignisarm, wenn man von zahlreichen Squalls und überkommenden Wellen absieht. Gegen den Wind und Wellen mit einer Bootsgeschwindigkeit von 6-7 Knoten (und mehr) zu segeln ist teilweise schon auch anstrengend. Wenn wir so durch die Wellen pflügen sind wir froh, dass wir so ein stabiles Boot haben. Ich kann mir nicht gut vorstellen wie sich das in so manchem modernen Leichtbau anfühlen wurde. Belohnt haben wir uns dafür mit leckerem Essen und der Vorfreude auf eine schnelle Ankunft auf Hiva Oa, unserer ersten Station auf den Marquesas. Allerdings wurden wir am letzten Tag von einer leichten Wetteränderung überrascht. Statt des angekündigten Wetterfensters von mehr als 6 Tagen mit Südost-Wind waren es nur 3,5 Tage und dann kam der Wind eher wieder als Nordost (die hier übliche Passatwind-Richtung). Das heißt für uns der Wind kommt aus einer nicht so günstigen Richtung. Wir mussten also die letzten 50 Meilen nochmal hart am Wind segeln und sogar etwas aufkreuzen. Die letzten Meilen zu den Inseln, insbesondere wo der Wind auch von den Inseln abgelenkt wurde, haben wir auch den Motor benutzt. Zum Glück waren wir vorher schneller als geplant unterwegs, sonst wäre es nochmal ein hartes Stück Arbeit geworden hier anzukommen. Anyway wir sind erstmal sehr froh hier gut angekommen zu sein und eine gute Überfahrt genossen zu haben. Auf den ersten Blick sind die Marquesas ein wenig wie die Kapverdischen Inseln (aber wirklich nur auf den ersten Blick). Riesige Felsen ragen aus dem Ozean. Nach den eher flachen Tuamotus Inseln ein Anblick an den wir uns erstmal wieder gewöhnen müssen, aber dafür haben wir ja jetzt Zeit. Zunächst wollen wir MAYA bei der Werft hier kranen lassen, um ein paar kleinere Reparaturen durchzuführen. Es ist das erste Mal seit fast 2 Jahren, dass unser Boot aus dem Wasser kommt. Danach haben wir vor die Inseln zu erkunden und ein paar Monate in den Marquesas zu cruisen…